URSPRUNG :
die Besiedlung von Fleury d’Aude und seiner Umgebung geht auf eine sehr, sehr lange Zeit zurück, denn der Mensch wäre zum ersten Mal im Massiv der Clape dem Néandertaler erschienen (Clape kommt von Clapas, ein Haufen Steine) vor fast 100 000 Jahren. Hiervon zeugen nicht nur die prähistorische Aushöhlung die unweit des Dorfs freigelegt wurde sondern auch die zahlreichen Überreste die im Lauf der Ausgrabungen oder sogar beim Pflügen entdeckt wurden.
Gefunden wurden geschliffene oder gefeilte Steine oder Choppers (von Archäologen so genanntes Werkzeug) das einen Kieselstein der nur auf einer Seite geformt darstellt ; dann der Zivilisationsentwicklung folgend, fand man Anhänger aus der Bronzezeit und Schmuck oder eiserne Waffen die aus Aschenurnen stammten ; diese letzten Merkmale der sogenannten Hallstatt-Zivilisation bewiesen, dass auf diesem Boden mindestens 1000 Jahre vor Christus eine bedeutende keltische Bevölkerung lebte.
Eine sehr lange Zeit später hätte Hannibal die Clape von Gruissan über Fleury an der Spitze eines 60 000 Mann starken Heers durchquert um das machtvolle Rom anzugreifen indem wie von der hiesigen Historikerin benannt, der « Hannibalsweg « beschritten wurde. Wie die Einwohner damals den Ort benannten in dem sie geboren wurden, weiss kein Mensch. Man muss die römische Besetzung abwarten, wovon ein riesiger unterirdischer Aquädukt zeugt der das Dorf mit Trinkwasser versorgte aber auch Überreste verschiedener Villen, um dem Dorf Fleury seinen ursprünglichen Namen zu geben : Pérignan. Diese Bezeichnung stammt ohne Zweifel vom römischen Statthalter Pérignanus ; aus dieser Zeit stammt unter anderem das Symbol und die Wappen der Ortschaft – ein schöner Baum mit goldenen Birnen …... Aber, was die Vollständigkeit der Ortsnamenskunde von Pérignan angeht, kann man feststellen, dass die Nachsilbe « an » nicht nur eine Abkürzung des Namens Pérignan ist, sondern sich mehr um eine häufig angetroffene Angewohnheit handelt, die Namensenden der hiesigen Dörfer umzuwandeln wie man es bei Lespignan, Marcorignan, Gruissan, Vinassan etc. erleben kann und eine Umgruppierung von Böden damit gemeint ist.
HERCULE, Hofmeister von Louis XV
Und aus Pérignan wurde Fleury - Die Familie Pérignan bekleidet im übrigen eine bedeutende Position noch lange nach der Bezeichnung des Orts denn sie befindet sich weiterhin im Mittelalter an der Spitze der Länder des Dorfs. Während dieser ganzen mittelalterlichen Periode passierte es, dass, was inzwischen die Freigrafschaft von Pérignan von Hugues Capet eingerichtet, geworden war - , dem Vicomte von Narbonne zugute kam - und jeweils abhängig wurde einerseits von der Grafschaft Pérignans ihrem Lehensherren, den Vizegräfen von Narbonne andererseits. Diese Grafschaft wird ebenfalls das Los aller Bodengüter der damaligen Zeit kennen : besiegt, ausgetauscht oder verkauft, zerstückelt, einmal Privateigentum, ein andermal Güter der Krone.
Es war unter der Herrschaft von Louis XV, als Jean-Hercule von Fleury, Neffe des Cardinals von Fleury und Hofmeister des jungen Königs, von der Königin das Recht erhielt, die Freigrafschaft zum Herzogtum zu erheben. Die Nachkommenschaft erhielt somit den Titel Herzog von Fleury, Lehensherren von Rocozel, Freigraf von Pérignan sowie Herren von Frankreich. Der letzte Besitzer dieses Herzogtums , Herzog Rosset de Rocozel wanderte in 1794 aus, seine Güter wurden beschlagnahmt und verkauft und kamen der Nation zugute. Während der frz. Revolution nahm Fleury wieder seinen Namen Pérignan an, der unter Charles X. erneut auf Fleury umgeändert wurde. Es war ebenfalls zu dieser Zeit als die Kommune zugunsten ihres Nachbars auf Hérault-Gebiet den Etang von Vendres verlor der vormalig mit in ihr Land eingegliedert war.
DIE RITTER DER KÜSTE :
Die beiden anderen Siedlungen der Kommune, Cabanes de Fleury und Saint Pierre la mer, haben in etwa mehr oder weniger die gleiche archäologische und historische Vergangenheit. Die Stätte von Saint Pierre war zur damaligen römischen Zeit schon besiedelt wie Überreste eines grossen Wohnhauses unterhalb der aktuellen Stelle des ehemaligen Hotel de Pins bezeugen. Im Mittelalter kam es auch zum Bau der ersten Kirche die vom Vizegraf von Narbonne Pierre de Lara erbaut wurde, der ausserdem den ersten Wachturm errichten liess um die Stätte vor Überfällen und Razzien die zu dieser Zeit sehr häufig vorkamen zu verteidigen. Saint Pierre wurde ebenfalls eine Kommandatur des Maltäser Ordens mit seinen Niederlassungen für Handel und Strategie die zu dieser Zeit zahlreich an der Mittelmeerküste anzutreffen waren. Die Legende berichtet, dass ein von den Rittern ausgehöhlte Unterführung zu deren Zeit von der Kapelle aus in eine unbekannte Richtung führen würde aber nie gefunden wurde …..
Das erste Haus in Saint Pierre wurde ebenfalls vom Orden für seine Ritter am Flurnamen Saint Pierre la Garrigue errichtet. Seither haben sich die Häuser um die heutige Badestation multipliziert die seit Ende der sechziger Jahre eine kolossale Expansion gekannt hat.
Betreffend Cabanes de Fleury, dieses schmucke Dörfchen mit seinem Hafen und Camping war lange Zeit von Schilfhütten bebaut das von Fischern bewohnt und wiederholt von Bränden heimgesucht war bis vor ungefähr 100 Jahren beschlossen wurde, das Dorf mit festem Baumaterial wiederaufzubauen was aber nicht verhinderte, einer neuen Zerstörung durch den letzten Krieg zum Opfer zu fallen wie viele andere Plätze auch in Saint Pierre.
ARCHÄOLOGIE, ARCHITEKTUR, RUNDWEGE UND FANTASIE….
Der vorher erwähnte Wachturm von Saint Pierre hatte sein Gegenstück im alten Dorf unter dem Namen Tour de Balayard der zur damaligen Zeit befestigt war und das Schloss der Lehensherren überragte. Die Tore und Portale die immer noch an den Kreuzungen sichtbar sind und zu den aktuellen Boulevards führen die das Dorf umringen, sind Überreste der Bollwerke die Spuren hinterlassen haben. Das älteste und am meisten verschonte Teil scheint dieser Turm Balayard zu sein der mit grosser Wahrscheinlichkeit aus der Zeit der Wisigothen stammt und abwechselnd oder gleichzeitig als Wach-, Verteidigungsturm und sogar als Taubenschlag der Lehensherren diente wie zahlreiche Aushöhlungen in seinem Inneren bezeugen und dem Nisten der Tauben reserviert war (zu dieser Zeit war die Taubenzucht nur Lehensherren vorbehalten da dieses gierige Federvieh Saat und Ackerbau verwüstete….) . Zahlreiche andere historischen Plätze sind noch aufrecht erhalten wie die Chapelle des Pénitents die einsehbar von der Strasse mit gleicher Namensbenennung vormalig dem Schloss einverleibt und den Andachten der örtlichen Schlossbewohner vorbehalten war. Später wurde sie an die Bruderschaft der Pénitents Blancs vergeben, dann entweiht wurde Anfang des XX. Jhdts.
Man sieht, dass der alte Ort am Höhepunkt von Fleury, la Cour de la Terrasse der eigentlich den Ehrenhof des Schlosses bildete, bebaut war. Von der Terrasse aus erlaubte ein unterirdischer Geheimgang das Schloss im Fall von Gefahr zu verlassen wenn auch die Geschichte nicht festhielt dass das Dorf jemals belagert war. Auch hier gibt die Legende wieder zu verstehen dass diese unterirdischen Geheimgänge in der Nähe von Notre Dame de Liesse endeten….
Herum um den unterhalb der Terrasse gelegenen aktuellen Platz du Ramonétage, waren die gesamten Pferdestallungen der Lehensherren untergebracht die von den Wohnstätten der Ramonets überragt waren ; Ramonet = Wort das anfänglich eine Verbindung der Lehensabhängigkeit zwischen den Lehensherren des Midi und den mächtigen Raimonds, Grafen von Toulouse definierte (Ramonets bezeichnet kleine Untertane der Raimonds) die infolge aufeinanderfolgender Ausdehnungen schliesslich zu Bediensteten erniedrigt wurden und sich um die Pferde kümmern mussten !
ERBE
Heute gehören diese Überreste zum historischen Gang durch Fleury d’Aude die anhand Wegweiser gezeichnet sind ; Ausgangspunkt ist die Gemeindeverwaltung. Dieser Geschichtspfad wäre jedoch nicht vollständig wenn man sich nicht an der alten Pfarrkirche aufhalten würde deren Bau im XI. Jhdt begonnen wurde und jeweils Teile romanischen wie auch gothischen Stils aufweist. Nach Veränderungen die vor allem im XIX. Jhdt. stattfanden, wurde sie in den letzten zwei aufeinanderfolgenden Jahrzehnten einer attraktiveren Ausgestaltung unterzogen. Nach und nach wurde sie von den angrenzenden Wohngemäuern befreit ausser der « Bedürfnisanstalt » die man zu einer gewissen Epoche an ihr Gemäuer anbrachte und bis Anfang der 80iger Jahre dort verblieb. Die Aussenfassade wurde seither als « Historisches Bauwerk » eingestuft und man kann in ihrem Innern u.a. den Glockenaufgang bewundern der aus dem Anfang des XVII. Jhdts. stammt wie auch die authentischen Bleifenster die für einige die grossen Taten des Dorfheiligen, Sankt Martin, wachrufen.
Zahlreiche andere Stätten warten ausserdem auf Geschichtsliebhaber und erfahrene Wanderer wie « la place de la remise » (Platz der Übergabe) oder die liebliche Kapelle Notre Dame de Liesse wie auch die alten typischen, gewundenen Gässchen des Dorfzentrums oder die « grossen » äusseren Hauptstrassen wie die rue des Barris (in okzitanischer Sprache der Vorort) die die bedeutendsten Winzerhäuser aufweisen und dies alles bis zu heutigem Tage unverändert blieb. Die Tradition, die örtliche Architektur wie auch die Anordnung erklärt dass diese Wohnhäuser mit Kellern (grossen Schuppen) ausgestattet sind oder an das Haus angrenzen indem sie in der Regel Öffnungen in Bogen oder Rundbogenform aufweisen wie auch die « chasse roues » die insbesonders Eckgebäude vor Beschädigung von Karren schützen sollten.
Das Stockwerk dieser Keller ist traditionsgemäss mit grossen Dachbodenfenstern ausgerüstet mit denen man Material oder Futtermittel mit Hilfe eines Trägerarms und einer Riemenscheibe hoch hievte. Einer Betrachtung wert sind weiterhin diese schönen Steinbauten die, zu Wohnhäusern umgewandelt, oft eingerahmte Kalksteine beinhalten und immer mit einem Fries von Dachziegeln überragt waren. Ihr Vorhandensein erklärt sicher ihre Nützlichkeit aber noch mehr ihr Aussehen und ihre symbolische Funktion denn je nach Ausarbeitung dieser Friesen, der Anzahl der Ränge, die Bedeutung der Dachvortretungen den sozialen und wirtschaftlichen Rang der Besitzer ausdrückten ….
Nach dieser Vorstellung von Fleury die wir gewollt so komplett wie möglich abfassen wollten, bleibt Ihnen jetzt nichts mehr anderes übrig als die Einwohner zu befragen denen es sicher ein Vergnügen sein wird persönliche Anekdoten mit Erinnerungen aus der Vergangenheit zu erzählen.